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Jamboree in West Virginia (USA) – Teil 2

In diesem Jahr fand das 24th World Scout Jamboree – das Weltpfadfindertreffen – in West Virginia (USA) statt, an dem über 45.000 Pfadfinderinnen teilnahmen. Auch aus unserem Stamm waren drei Pfadfinderinnen mit dabei und wir haben sie nach ihren Erlebnissen gefragt!

Dieses Jahr war soweit: Vom 22.Juli bis 02. August fand das Weltpfadfindertreffen in West Virginia, USA statt. Auch in diesem Jahr nahmen Mitglieder aus unserem Stamm teil und ich hatte das Glück, dabei zu sein.

Doch das Abenteuer „Jamboree“ startet nicht erst mit dem Beginn des Lagers oder dem Flug in die USA, nein, das Jamboree startet schon viel früher. Wenn man genug Geld angespart hatte, begann das Abenteuer direkt mit der Anmeldung etwa ein Jahr zuvor. Einige Wochen später erhielt man die Bestätigung, dass man ein Teil des 24. World Scout Jamboree sein würde, dazu wurde man seiner Unit zugeteilt.

Die Unit entspricht von der Größe am ehesten einem Stamm. Zusammen mit seiner Unit fliegt man nach Amerika, geht auf Vorlager, macht eine gemeinsame Vortour und verbringt die Zeit gemeinsam auf dem Jamboree. Die Units sind vor allem nach Regionen, aber auch nach Verbänden geordnet, ich selber landete in „RPS1“. Trotz der Versuche zu kategorisieren, wurden auch wir vermischt und neben den vielen Pfadfinder*innen aus unserem Landesverband RPS (Rheinland-Pfalz/Saar) gab es in unserer Unit auch jemanden aus Hessen und sogar jemanden von der DPSG.

Jede Unit sollte sich nach einer berühmten deutschen Persönlichkeit benennen. So kamen Units wie “Die Ärzte”, “Die Unit mit der Maus”, “Haribo” oder unsere Unit – “Alexander von Humboldt” – zustande. Unsere Unit hatte vor dem Jamboree insgesamt fünf gemeinsame Vortreffen. Drei Vortreffen, an denen sich nur unsere bzw. die zwei weiteren RPS-Units getroffen haben (leider konnte ich nur an einem dieser drei Treffen teilnehmen), ein gemeinsames Wochenende auf dem Eckkopf, den wir bewirtschafteten, um uns etwas für unsere Reise dazu zu verdienen, und das Vorlager des gesamten deutschen Kontingents in Immenhausen im Mai diesen Jahres.

Bei der doch sehr wenigen Zeit, die man mit der Unit verbracht hat, hätte ich niemals gedacht, wirklich mit den Menschen warm zu werden, jedoch kam es ganz anders. Trotz der relativ kurzen Zeit ist man innerhalb der Unit extrem zusammengewachsen, besonders das gemeinsame dreiwöchige Abenteuer in den USA hat alle näher zusammengebracht. In diesen drei Wochen hat man sich mit einigen sehr gut angefreundet und sie besser kennen gelernt und es fiel schwer, am Ende Abschied zu nehmen. Doch natürlich war es noch nicht das letzte Mal, dass man sich gesehen hat. Neben dem noch bevorstehenden Nachtreffen, hat man sich auch bereits in der Freizeit wiedergesehen.

Meine Unit Alexander von Humboldt

Unsere Reise in die USA begann bereits am 11. August, als wir uns für den Flug früh morgens in Frankfurt trafen. Nach mehrstündigem Flug und Zwischenstopp in Dublin landeten wir endlich in Boston. Von dort aus ging die Reise weiter mit dem Bus quer durch Massachusetts zu unserem ersten Lagerplatz in einem der vielen Nationalparks. Nach drei Stunden Fahrt hatten wir es endlich geschafft: Um 11 Uhr nachts nach amerikanischer Zeit, 5 Uhr morgens nach deutscher Zeit, kamen wir am Lagerplatz an…. und es regnete in Strömen. Nun standen wir da: müde, im Dunklen und klitschnass. So hatten wir uns den Beginn der Reise sicherlich nicht vorgestellt. Doch dann haben wir uns alle zusammengerissen, um unter den Bäumen mit Hilfe unserer Planen ein halbwegs trockenes Quartier für die Nacht aufzubauen. Nach einer sehr kurzen, sehr kalten und vor allem sehr nassen Nacht sah das Leben doch gleich wieder viel besser aus. Der Regen hatte aufgehört und mit Hilfe von ein bisschen Feuer waren auch die Sachen schnell wieder getrocknet. 

Schnell bauten wir unser Nachtquartier ab und räumten unsere Sachen zusammen, denn wir sollten nicht alleine bleiben. Übers Wochenende kamen viele Amerikaner*innen zum Campen auf den Platz und kaum das wir uns versahen, waren wir umgeben von Wohnwagen und BBQ. Doch auch das Wochenende strich vorüber und wir fanden uns alleine auf dem Platz wieder.

Am Montag war Team-Building angesagt. Mit Disziplinen wie Bockspringen, Wetttrinken und Wasser-hoch-halten traten die 4 Units auf dem Lagerplatz gegeneinander an. Doch auch die poetische Seite war gefragt, als jeder ein Gedicht schreiben und sich einen Werbespot für eine der großen Fast- Food-Ketten ausdenken musste.

Die größte Aufregung des Tages sollte erst bei der Mittagspause folgen. Ganz alleine waren wir wohl doch nicht auf dem Lagerplatz, denn während wir genüsslich am Essen waren, kam plötzlich ein Braunbär auf der anderen Seite des Platzes aus den Bäumen. Nur etwa 100m von uns entfernt war ein waschechter Braunbär dabei, unsere frisch gewaschenen Sachen anzuknabbern! Auch wenn der Bär ohne Frage sehr gefährlich war, freute sich jeder, jetzt eien coole Geschichte erzählen zu können.

Tags darauf startete das größte Abenteuer unserer Vortour in Massachusetts. Während die ersten beiden Patrols (Kleingruppen in Sippengröße) für ihren zweitägigen Haijk aufbrachen, ging die andere Hälfte für eine erfrischende Runde Schwimmen zum nahegelegenen See.

Am nächsten Tag tauschten die Patrols und auch mein Patrol zog los, um den Nationalpark zu erkunden. Wir entschieden uns, auf drei nahe gelegene Bergspitzen zu ziehen. Alle Patrols hatten die Aufgabe bekommen, so viele Bilder wie möglich mit Amerikaner*innen zu machen. So wanderten wir also zum Aufstieg des ersten Berges und auf unserem Weg sprachen wir ganz viele Einheimische an, denn keiner wollte den Wettkampf verlieren.

Als wir nun endlich am Fuße des Berges ankamen, ging es an den Aufstieg. Zuerst war der Weg steil, dann wurde er sehr steil, sehr sehr steil und am Ende fanden wir uns an Felswänden hängend, den Berg hochkletternd wieder. Doch auch wenn das erklimmen anstrengend war, war es eine wunderbare Erfahrung, die ich mit der gleichen Gruppe immer wieder erleben wollen würde und die Aussicht war es zu 100% Wert.

Nachdem alle von ihrem Haijk zurückgekehrt waren und eine weitere Nacht ins Land strich, war es auch schon wieder an der Zeit, die Rucksäcke zu packen, denn wir brachen zur nächsten Etappe unserer Reise auf. Mit dem Reisebus fuhren wir zum Big Apple: New York City! Wir kamen abends in der riesigen Metropole an. Nachdem wir unsere Zimmer im Hostel bezogen und die ersten dreckigen Sachen der vorangegangenen Woche gewaschen hatten, gingen wir auch schon los, um die Stadt unsicher zu machen. Da die Zeit am ersten Abend knapp war, beschränkten wir uns darauf, Chinatown zu erkunden und etwas zu essen zu finden.

Auch am nächsten Tag war NY angesagt. Leider war dies auch der einzige volle Tag, den wir dort verbringen konnten, deshalb mussten wir bereits am Morgen unsere Sachen für die Fahrt am Abend packen. Der Tag in NY wurde von allem erstrangig für Sight-Seeing genutzt. Von Central Park bis Ground Zero und von Freiheitsstatue bis Empire State Building: in NYC gibt es für jede*n etwas zu sehen. Doch natürlich wollte auch alle ein Souvenir, weshalb auch Shoppen ein großes Thema an diesem Tag war.  Am Abend trafen wir uns alle wieder für ein leckeres gemeinsames Abendessen. Im Anschluss schauten wir uns alle den beeindruckenden Times Square bei Nacht an.

Über Nacht fuhren wir erneut mit dem Bus zu unserem nächsten Zwischenziel auf dem Weg nach West Virginia. In Goshen fanden die Akklimatisierungstage des gesamten deutschen Kontingents statt. So war es möglich, nochmal alle deutschen Units zu sehen, bevor es auf das große Jamboree ging. Das Programm in Goshen war sehr aufwändig gestaltet. Der erste ganze Tag wurde genutzt, um einen Ausflug in die US-amerikanische Hauptstadt Washington D.C. zu unternehmen. Dort konnte man neben wichtigen Regierungsgebäuden, wie dem Capitol, dem Weißen Haus oder der Treasury auch das Washington Monument bewundern und das Leben einer amerikanischen Stadt beobachten, die nicht ganz so gestresst wie New York City lebt.

Der nächste Tag wurde in Goshen verbracht, wo man sich die Zeit mit Bogenschießen, Schwimmen, Volleyball u.v.m. vertreiben konnte. Die Akklimatisierungstage ließ man am Abend ausklingen mit einem riesigen Lagerfeuer. Es gab Vorführungen des Kontingents, als auch eine Vorstellung der ortsansässigen Pfadfinder*innengruppe. Dort durften wir zum ersten Mal das Jamboree Lied „Unlock a brand new World“ hören und gemeinsam singen. Leider musste auch dieses Lager zu Ende gehen, doch das bedeutete auch, dass es endlich soweit war. 40 deutsche Units machten sich in 40 Reisebussen auf den Weg zum World Scout Jamboree in West Virginia!

Nach drei Stunden Fahrt war es nun endlich soweit: Wir standen vor den Toren des World Scout Jamboree. Man konnte die Spannung im Bus förmlich spüren, keine*r wusste, was einen genau erwartete und doch freute sich jeder auf 10 Tage pures Pfadfindererlebnis. Das wahrscheinlich größte Abenteuer unseres Pfadfinderlebens stand kurz bevor. Nach einem kurzen Check-in fuhren wir nun endlich auf den Platz. Wenige Minuten später konnten wir die ersten Zelte sehen. Schon von weitem konnte man sehen, wie unfassbar groß der Lagerplatz war. Tausende Schlafzelte, hunderte Programmzelte und die großen Food-Häuser waren unglaublich.

Der Platz war in insgesamt fünf Teillager von A-F eingeteilt. Ohne große Probleme fanden wir unseren Lagerplatz im Teillager Bravo-B, zwischen der einzigen Arubanischen Gruppe und einem amerikanischen Trupp. Leider regnete es erneut, weshalb wir schnellstmöglich unsere Zelte aufbauen mussten, doch auch diesmal wurden wir von der Nässe nicht verschont.

Die zehn Tage auf dem Jamboree wurden von vielen verschiedenen Elementen geprägt. Auf der einen Seite gab es die vielen verschiedenen Aktivitäten zu erleben. Egal ob gigantische Zip-line, Stand- Up-Paddeling, River Rafting, Wasserparcours, Kletterwald oder Mountainbiking, auf dem Jamboree war für alle etwas dabei.

Auf der anderen Seite war man von der Kulturenvielfalt des Jamborees geflasht. Mehr als 45.000 Pfadfinder*innen aus 150 Ländern: man kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Ob man nun Kluft, Halstuch oder nur Abzeichen getauscht hatte und ob man mit Iren*innen, Brasilianer*innen, Liechtensteiner*innen, Neuseeländer*innen, Japaner*innen, Kanadier*innen oder Schwed*innen tauschte, jede*r nahm ein kleines Stück Jamboree mit nach Hause. Durch das Jamboree wurde einem zum ersten Mal bewusst, dass man als Pfadfinder*in nicht nur auf Lager und Fahrten mit dem Stamm, dem Bezirk oder dem Land geht, sondern als Pfadfinder*in ist mein Teil eines großen Ganzen und gemeinsam haben wir alle ein gemeinsames Ziel. Zusammen wollen wir die Welt besser hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben. Zusammen sind wir stark und zusammen sind wir Pfadfinder*innen!

Die größten Highlights des Lagers waren die großen Shows an drei Abenden des Jamborees. Am ersten Abend ging es los mit der Eröffnungsfeier. Schon auf dem Weg wurde einem zum ersten Mal das Ausmaß des Jamborees bewusst. Tausende verschiedene Kluften, Flaggen und Schlachtrufe zogen von den Subcamps zur großen Hauptbühne. Die Show begann mit einer kurzen „Just dance“-Einlage, kurz darauf ging das eigentliche Programm los. Alle teilnehmenden Länder wurden einzeln vorgestellt, bevor von beiden Seiten Fahnenträger hereinliefen und einem erneut aufzeigten, wie viel eigentlich 150 Länder sind. Kurz darauf gab es eine kurze Ansprache der drei Gastgeberländervertreter*innen, bevor die große Show endlich losgehen konnte. Nach Livemusik von “Recycled Percussion” wurde der Abend mit einer gigantischen Drohnenshow beendet und das Jamboree hervorragend eingeleitet.

Am fünften Abend gab es die große Unity Show, die wir aber leider nicht besuchen konnten.

Der letzte Abend kam schneller als gedacht. Gemeinsam zogen alle nochmal zur großen Bühne und als wir nun gemeinsam da saßen und den Anfang der Show warteten, erleuchteten die großen Bildschirmen in den Worten „!Lightning Alert!“. Die nächste Stunde saßen wir also im Nieselregen und hofften, dass die Show bald losgehen konnte und das Gewitter weiter zog. Doch auch diese Wartezeit wurde uns mithilfe von Bildershows auf den Bildschirmen und einigen weiteren Runden „Just Dance“ versüßt. Etwas verspätet startete sie aber doch, die größte Show des ganzen Jamborees – das große Highlight und gleichzeitig auch der große Abschied von zehn wundervollen Tagen. Nach vielen Dankesreden, unter anderen von den Vertreter*innen der Gastgeberländern, dem Vorsitzenden der Weltpfadfinderbewegung WOSM und dem ehemaligen Vorsitzenden der Vereinten Nationen, kam es zur zeremoniellen Übergabe des Jamborees an die Veranstalter*innen des nächsten Jamborees und somit zum offiziellen Ende des 24. Weltpfadfinder*innenlagers in West Virginia. Doch die Show lief erst auf ihren Höhepunkt zu. Auch diesmal gab es Livemusik und zwar von niemand geringerem als den „Pentatonix“. Bevor sie ihre Show mit ihrem größten Hit „Hallelujah“ beendeten, durften wir das Lied „High Hopes“ à la Pentatonix hören und wurden mit einem Remix aus Ariana Grande Hits belohnt.

 Nach dem Auftritt der Pentatonix wurde erneut ein Film auf den großen Bildschirmen zeigt, in dem Teilnehmer*innen des Jamborees aus allen Ländern interviewt wurden, doch plötzlich kam es zu Störrsignalen, das Bild verschwand und alles wurde dunkel. Nach einigen Sekunden erleuchtet plötzlich ein Mensch in einem Neonlichteranzug und eine große Danceshow begann! Der ganze Abend und somit das Jamboree wurde durch eine Mega-Feuerwerk-, Feuerwerfer- und Lasershow abgerundet. 

Am nächsten Tag packten wir schnell unsere sieben Sachen zusammen, bevor unsere große Reise zurück nach Deutschland startete. Nach langer Busfahrt, stundenlangem Flug und Aufenthalt in Dublin war jede*r froh, aber auch ein bisschen traurig, zuhause in Deutschland gelandet zu sein. Denn diese drei Wochen waren vielleicht anstrengend, doch gleichzeitig auch die drei schönsten Wochen unseres Lebens. Nach einer pfadfinderischen Abschiedsrunde mit „Nehmt Abschied, Brüder“ am Terminal wurden die letzten Tränen vergossen, bevor man nun endgültig Abschied nahm. Doch wie gesagt, es war sicher nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben. Zum einem steht noch das Nachtreffen bevor, zum anderen sind so enge Freundschaften entstanden, dass man sich auch in der Freizeit treffen wird!

Bericht von Samuel D.

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